Totenstille

Als ich am Donnerstag den Euro League Abend auf Kabel 1 verbrachte, gab es immer wieder einen Einspieler von Karlheinz Rummenigge, wie er eine Ansprache vor dem Mitternachtsbankett der Bayern hielt.

Irgendwie musste ich beim Betrachten dieses Einspielers immer wieder an eine Trauerfeier denken, zu der Rummenigge die ehrenvolle Rede für den Verstorbenen hält. Natürlich muss man Ernsthaftigkeit bewahren und den Spielern in den Arsch treten, aber gehört so was in diesem Ausmaß nicht eher in die Interviews nach dem Spiel? In die Pressekonferenz? Oder noch am aller ehesten in die Kabine? Kein Verein möchte in einer Krise stecken, aber Bayern München kreiert sich die eigene Krise durch die eigene mediale Präsentation. Man könnte von selbstreinigenden Effekten reden. Goethe hat seinen Werther auch nur geschrieben, damit er sich nicht selbst umbringen musste. Katharsis und Autopsychologie und so. Nur schreibt der Fußball seine eigenen Geschichten und ist viel zu oft vom Zufall bestimmt, als dass man am Ende eine gewünschte Wirkung erzwingen könnte. Karlheinz kann sich noch so oft vor seine Mannschaft stellen und erzählen, wie man sich denn „aus der Scheiße rausreitet“, in die man sich reingespielt hat. Wenn Mayo Pommès dann doch nur den Pfosten trifft, weil der Zufall es nicht anders wollte, sind die Champions League Millionen der nächsten Monate halt einfach weg.

Wer mit Geld spekuliert und rechnet, das er nicht sicher in seiner Tasche hat, darf sich hinterher nicht wundern, wenn er am Abgrund steht oder Trauerreden vor dem Mitternachtsbankett halten muss.

Also lasst uns heute dafür sorgen, dass die Trauerfeier noch mindestens eine Woche anhält! Heute überholen wir sie! Ich hab Bock auf ein richtig schmutziges 0:1, durch Papadopoulos oder Matip in der 91. Minute!

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