„Das sage ich als Selbstdarsteller!“

Vorsicht: Rant! Nun gut. Wir sind ja immer alle Gegner aufm Platz, egal ob Nämberch oder Brussia Dortmund… 90 Minuten lang sage ich böse Wörter. Oft gegen den Schiri, oft gegen die Innenverteidigung, meistens gegen den Gegner. 90 Minuten und dann ist gut. Sage ich hier sehr oft… Und irgendwie isses da doch auch schön, wenn man dann im Netz auch mal nette Sachen liest wie zum Beispiel „Ich als BVB-Fan zolle den Blauen Respekt für die Leistung im Bernabeu.“ Immer öfter ist es jedoch der Fall, dass mir dieser Satz gehörig auf den Keks geht… „Ich als Schalker finde, der BVB hat ein tolles Spiel gezeigt.“… Wow. Reife Leistung. Dadurch, dass man es als Schalker sagt, wirkt das Wort gleich viel gewichtiger, so erhaben wie ne heimliche Pommes doppelt Mayo über der Bettdecke.

Ich habe hier mal so etwas gesagt. Bzw. erinnere ich mich noch an die Nachfrage beim Telefoninterview. Es ging um die Leistung der vorangegangenen beiden Jahre. „Sie als Schalker finden also etwas Positives am Reviernachbarn?“ Das habe ich einfach nur bestätigt und so kam dann die Überschrift zustande. Damals beim Drüberlesen störte mich das gar nicht, aber heute sähe das anders aus. Wenn ich so was in den Netzwerken lese, empfinde ich das als unnötige und irgendwie schwache Selbstdarstellung. Hat man so eine Meinung etwa nicht, ohne den Verein im Rücken? Kann man nicht eigenständig etwas meinen? Nach dem Motto: „Hey, seht alle her! Ich trete aus meinem konservativen, muffigen Denkmuster heraus und urteile ganz eigenständig ohne Mamas wohlgeformten, milchspendenden Busen!“ Wow.

Ist das von mir respektlos gegenüber dem Verein und seinen Anhängern? Wenn jemand unterstreicht, dass er eine Meinung als Fan eines bestimmten Vereines hat? Identifikation ist schon okay, aber ich habe glaube ich generell ein Problem mit übertriebener Selbstdarstellung. Die Frage ist dabei für mich auch: Wie viel trägt eine Vereinszugehörigkeit zum Urteilsvermögen des Individuums bei? Wie individuell ist das Vereinsmitglied? Wat filosofisch heute… Natürlich orientiere ich mich als zahlendes Vereinsmitglied und leidenschaftlicher Anhänger an Werten, die der Verein verkörpert und nach außen trägt. Aber manch einer handelt deshalb, als gäbe es einen Verhaltenskodex des Vereins, an den man sich gefälligst zu halten hat, so lange man sich in Fußballkreisen bewegt. Ey was ne Scheiße! Das lese ich bei jedem Artikel im Facebook, egal über welchen Verein. Aber über das Verbreiten von Meinungen in sozialen Netzwerken ist eh schon alles gesagt. Du willst debattieren? Halte dich von Facebook fern! Wenn du im Facebook diskutieren willst, lass es einfach und denk dir deinen Teil. Der durchschnittliche Facebook-Kommentator, der mir am meisten auf den Keks geht, hört Freiwild, mag Pegida, liest bei Links nur Artikel-Überschriften und bildet sich daraus sein Urteil… Pah! Und da rege ich mich noch über den kleinen Satz „Ich als Fan von Verein X…“ auf.. Naja, andere Geschichte.

Klar kann man hier aus Mücken Elefanten machen. Aber der Elefant mit seinem Rüssel überträgt halt auch keine Malaria…  Naja, der nett gemeinte Kommentar unter dem Artikel im Facebook hat dann auch seine drei blauen Daumen bekommen und alle sind zufrieden, weil sie was zum Weltfrieden beigetragen haben.

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Eine Antwort to “„Das sage ich als Selbstdarsteller!“”

  1. Schalke News Says:

    „Die Frage ist dabei für mich auch: Wie viel trägt eine Vereinszugehörigkeit zum Urteilsvermögen des Individuums bei?“

    Da bist du nicht der Einzige der sich das fragt. Guter Blog und interessante Sicht auf die Dinge.

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